Die klassische neonazistische extreme Rechte organisiert sich politisch in Parteien oder regionalen Gruppen, so genannten „Kameradschaften“ oder „Freien Kräften“. Daneben organisieren sich Neonazis auch in Online-Netzwerken oder in einer eigenen Musik-Subkultur.
Auf Partei-Ebene stehen Neonazis die NPD, „Der III. Weg“, die „Neue Stärke Partei“ (NSP) und „Die Rechte“ als Organisations-Angebot zur Verfügung. Allerdings entfaltet „Die Rechte“ in Baden-Württemberg seit Jahren keine Aktivitäten mehr und scheint derzeit bundesweit in der NPD aufzugehen. Als Wahlpartei ist nur die NPD auf regionaler Ebene ernst zu nehmen. Ihre neonazistischen Konkurrenz-Parteien nutzen dagegen die Partei eher als Organisationsform, deren staatliches Verbot hohen Hürden unterliegt. Gerade bei „Die Rechte“ und „Der III. Weg“ erfolgten Gründung bzw. Wachstum nach der Auflösung von neonazistischen Gruppen.

„Der III. Weg“ der neonazistischen Rechten
Die Partei „Der III. Weg“ wurde am 28. September 2013 in Heidelberg von 13 Personen gegründet. Schwerpunkt-Gebiet war aber anfangs Bayern, weil in der jungen Partei Mitglieder des „Freien Netz Süd“ ein neues Betätigungsfeld nach dem staatlichen Verbot im Juli 2014 suchten. Seit einigen Jahren hat die Partei vor allem im sächsischen Vogtland ihre Hochburg.
Ihr Postfach befindet sich in Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz), wo der Vorsitzende Klaus Armstroff, ein ehemaliges NPD-Mitglied, lebt.

Aktivitäten in Baden-Württemberg 

Am 10. Oktober 2015 gründete sich erstmals der „Stützpunkt Württemberg“ bzw. „Stützpunkt Schwaben“ der Partei, der vorwiegend in den Landkreisen Göppingen und Esslingen und am Bodensee agierte. Es gab offenbar personelle Überschneidungen zu den im Dezember 2014 staatlicherseits verbotenen „Autonomen Nationalisten Göppingen“ und dem im Nachbarkreis aktiven „Freien Nationalisten Esslingen“. Weitere Überschneidungen bestanden mit der „Kameradschaft Bodensee-Höri“.

Am 4. Juni 2016 fand „im nördlichen Württemberg“ die Gründungsversammlung vom „III. Weg“-Gebietsverband „Süd“ statt, der Bayern und Baden-Württemberg umfassen sollte, aber vor allem in Bayern agierte. Zum Gebietsverbandsleiter wurde Kai Andres Zimmermann und zum zweiten Vorsitzenden wurde Matthias Bauernfeind gewählt.[1]

Allerdings wurde im Herbst 2017 der „Stützpunkt Württemberg“ von der Homepage der Bundespartei entfernt, schien also aufgelöst zu sein. Gleichzeitig kam es im selben Jahr zur Gründung der Kameradschaft „Nationale Sozialisten Württemberg“, die im Raum Göppingen aktiv war. Diese wiederum löste sich laut Meldung im Mai 2023 zugunsten von „Der III. Weg“ auf.

Am 26. März 2022 wurde ein Stützpunkt in Württemberg (wieder-)gegründet. Die Wiedergründung des Stützpunkts hat möglicherweise in einem Sportverein im Killertal im Zollernalbkreis stattgefunden. Auf den Bildern der Stützpunk-Gründung 2022 lassen sich 14 Personen erkennen, darunter u.a. Alexander R. aus Reutlingen, Fabian G. aus Uhingen und Manuel G., der nach Chemnitz verzogen ist. G. kommt ursprünglich aus Kirchheim unter Teck und veranstaltete zu seinem Geburtstag am 2. März 2019 ein Rechtsrock-Konzert in Bitz (Zollernalbkreis).

Heutige geografische Schwerpunkte der Partei-Aktivitäten im Ländle sind in den Kreisen Reutlingen, Heilbronn und Zollernalb, sowie der Bodensee-Region und Göppingen.

Aktivitäten sind das Verteilen von Flyern, u.a. als Intervention bei lokalen Diskussionen um Geflüchteten-Unterkünfte oder nach schweren Verbrechen, die vermeintlich oder tatsächlich von Menschen mit Migrationsgeschichte begangen wurden. Bei letzterem wird ein angeblicher Zusammenhang zwischen Straftat und Herkunft des Täter betont. Diese Ethnisierung von Kriminalität folgt einer z.T. rassistischen Berichterstattung in Teilen der etablierten Medien oder der Polizei.

Darüber hinaus beteiligte man sich Ende 2021, Anfang 2022 an den rechts-offenen Corona-Protesten in Reutlingen und in Ulm, zum Teil mit eigenen Transparenten.

Oder Partei-Aktivist/innen nahmen an anderen extrem rechten Veranstaltungen teil. So etwa am 16. Mai 2021 in Stuttgart Bad Cannstatt an einer Kundgebung anlässlich des ersten Jahrestages des Überfalls auf den rechten Funktionär Andreas Ziegler (siehe ADIZ-Bericht). Ebenfalls in Stuttgart bei einer Kundgebung der AfD am 12. November 2022. Oder an der jährlichen neonazistischen Mahnwache am 23. Februar in Pforzheim.

Intern übt man sich in Kampfsport, veranstaltet Schulungen und Vorträge oder kleine Musik-Veranstaltungen sowie Gedenk-Veranstaltungen, zumeist an Weltkriegs-Ehrenmälern, deren problematischen, weil heroisierenden Inschriften („sie fielen fürs Vaterland“ etc.), inhaltliche Anknüpfungs-Punkte für Neonazis darstellen.

Die Mitglieder der Partei treffen sich häufig im Wald, u.a. im Schönbuch. Früher sollen Aktivist/innen der Partei Zugriff auf eine kleine Immobilie in Rottenburg gehabt haben, wo u.a. Liederabende veranstaltet wurden.

Personal in Baden-Württemberg

Über die aktiven Mitglieder von „Der III. Weg“ in Baden-Württemberg ist nicht viel bekannt. Eine Reihe von in den Jahren 2015 und 2016 bei der Partei aktiven Personen scheinen aktuell nicht mehr für die Partei aktiv zu sein.

Patrick Blumenschein aus dem Landkreis Freudenstadt ist heute noch für die Partei aktiv. Er tritt als Musiker „Der Wegbereiter“ bzw. früher unter dem Namen „Resistentia“ oder „Infestus“ solo auf. Desweiteren er spielt in den Rechtsrock-Bands „Feindbild Deutsch“ und „Killuminati“ mit. Zuletzt trat er am 11. November 2023 in Wunsiedel auf.

Einer der wenigen namentlich öffentlich auftretenden baden-württembergischen Partei-Kader ist Nick Mauser, Jahrgang 1998, aus Waldorfhäslach. Im  August 2018 war er Redner auf einer Kundgebung der Partei in Regen (Bayern). Er soll auch an dem Newsportal „Reutlingen Unzensiert“ beteiligt gewesen sein.

Fazit: klein aber gefährlich

Die Neonazi-Kleinstpartei „Der III. Weg“ hat vermutlich um die 30 bis 40 Mitglieder in Baden-Württemberg, hinzu kommen SympathisantInnen, die in bestimmten Fällen mobilisiert werden können. Derzeit scheint die Partei aber eher wenig Mobilisierungskraft zu besitzen. Selbst bei einer Kundgebung am 12. Dezember 2022 in Illerkirchberg nahmen nur zehn Personen teil.

Die Neonazi-Kleinstpartei hat gewalttätige Mitglieder und propagiert recht unverhohlen den Kampf mit politischen Gegner*innen und gegen Minderheiten. Immer wieder fallen Mitglieder durch Waffen-Funde und im Zusammenhang mit rechtsterroristischen Plänen auf. In Baden-Württemberg entfalten die Mitglieder sicherlich keine Breitenwirkung, die Gefahr besteht eher in Gewalttaten gegen Andersdenkende und Minderheiten.

Es sei auch noch einmal daran erinnert dass am 24. Januar 2022 der 18-jährige Nikolai G. aus Mannheim in Heidelberg gezielt eine 23-jährige Studentin erschoss und weitere drei Studierende verletzte. Im Anschluss daran erschoss sich der Täter selbst. Bei einer Hausdurchsuchung am 20. März 2020 bei dem damaligen Parteivorsitzenden der Neonazi-Partei „Der III Weg“, Klaus Armstroff , wurde ein unterschriebener Fördermitgliedsantrag von Nikolai G. beschlagnahmt.[2]


[1] Polizeipräsidium Mannheim: Heidelberg: Schüsse im Hörsaal; erste Ermittlungsergebnisse der Ermittlungsgruppe „Botanik“, Pressemitteilung Nr. 7, 26.01.2022, https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/14915/5131322

[2] http://www.der-dritte-weg.info/index.php/menue/1/thema/69/id/6465/akat/1/infotext/Der_III._Weg_Gebietsverband_Sued_gegruendet/Politik_Gesellschaft_und_Wirtschaft.html

Orginalfoto des Titelbild von Pixelarchiv.org