Studentenverbindungen oder Korporationen sind im 19. Jahrhundert entstandene konservative akademische Vereinigungen, die in der übergroßen Mehrheit Männerbünde sind, also Frauen von einer Mitgliedschaft ausschließen. Lange waren die Mehrheit der Studenten in Deutschland in Studentenverbindungen organisiert. Heute stellen sie ein kleines Milieu konservativer Akademiker dar, denen 1-2% aller männlichen Studenten angehören. Organisiert sind die bis zu 1.000 Verbindungen im deutschsprachigen Raum in etwa 25 Dachverbänden. Nicht alle Studentenverbindungen sind Burschenschaften. Diese machen etwa 15-20% aller Verbindungen aus und sind im politischen Spektrum häufig am rechten Rand anzusiedeln.

Laut einer Meldung der „Autonomen Antifa Freiburg“ [1] wurde die Karlsruher Burschenschaft Tuiskonia im Rahmen des diesjährigen „Burschentag“ in Eisenach vom 12. bis 16. Juniz ur vorsitzenden Burschenschaft des extrem rechten Dachverbands „Deutsche Burschenschaft“ (DB) im Jahr 2020 gewählt. Sie ist damit Nachfolgerin der Burschenschaft Saxo-Silesia in Freiburg [2].
Nach mehreren Skandalen haben seit 2012 dutzende Mitgliedsbünde die DB verlassen. Viele dabei haben sich dem neugegründeten Dachverband „Allgemeine Deutsche Burschenschaft“ (ADB) angeschlossen, der ebenfalls deutschnational ausgerichtet ist und eine Nähe zur AfD aufweist, aber pragmatischer als die DB agiert.
Derzeit sind lediglich nur noch drei Burschenschaften in Baden-Württemberg Mitglied der DB: Die Burschenschaft Normannia Heidelberg, die Karlsruher Burschenschaft Tuiskonia und die Freiburger Burschenschaft Saxo-Silesia.
Inzwischen ist die zusammengeschrumpfte DB ein Sammelbecken für AfD/JA, Identitäre und Faschisten aller Coleur. Einzelne DB-Mitgliedsburschenschaften scheinen regelrechte Magneten für Neonazis mit Abitur zu sein, wie etwa in Marburg.

Studentenverbindungen oder Korporationen sind im 19. Jahrhundert entstandene konservative akademische Vereinigungen, die in der übergroßen Mehrheit Männerbünde sind, also Frauen von einer Mitgliedschaft ausschließen. Lange war die Mehrheit der Studenten in Deutschland in Studentenverbindungen organisiert. Heute stellen sie ein kleines Milieu konservativer Akademiker dar, denen etwa 1-2% aller männlichen Studenten angehören. Organisiert sind die bis zu 1.000 Verbindungen im deutschsprachigen Raum in etwa 25 Dachverbänden. Bei weitem nicht alle Studentenverbindungen sind Burschenschaften. Diese machen etwa 15-20% aller Verbindungen aus und sind im politischen Spektrum häufig am rechten Rand anzusiedeln.

Kurzporträt: Karlsruher Burschenschaft Tuiskonia
Die Karlsruher Burschenschaft Tuiskonia ist nicht nur Mitgliedsbund der „Deutschen Burschenschaft“, sondern war auch 1962 bis 2012 Mitglied der DB-Fraktion „Burschenschaftliche Gemeinschaft“ (BG). Die BG ist ein Zusammenschluss der völkischen bis neonazistischen Hardliner innerhalb der DB, der es in den letzten Jahren geschafft hat verbandsintern eine extrem rechte Dominanz durchzusetzen.
Das Tuiskonia-Mitglied Rudolf Schwarz aus Wolfsburg war 2011 auch an Versuchen beteiligt die BG innerhalb der DB an die Macht zu bringen. Die taz nannte das einen „Putschplan“ [3].

Türschild der Burschenschaft Tuiskonia

Die Kenntnisse antifaschistischer Recherche-Strukturen über die Burschenschaft Tuiskonia halten sich bisher in Grenzen. Die Tuiskonia ist in der Vergangenheit vorübergehend auffällig geworden. So suchte sie per Anzeige in der rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF) 1994 nach „nationalbewußten, männliche Studenten“ oder war die Burschenschaft im Februar 1997 an der Kundgebung gegen die Wehrmachtsausstellung in Karlsruhe beteiligt. Ein damaliges Mitglied, Stefan Sch., soll auch am JF-Lesekreis Karlsruhe beteiligt gewesen sein.

Am 27. Oktober 2016 trat Michael Paulwitz, Mitglied der Burschenschaft Normannia Heidelberg und ehemaliges Landesvorstandsmitglied der Republikaner-Partei, bei der Tuiskonia mit einem Vortrag zum Thema „Kalter Krieg 2.0?“ auf.

Wie bei viele andere DB-Burschenschaften zeichnet sich eine Annäherung der Mitglieder der Tuiskonia an die AfD ab. Bekannt ist dass mit Frank Weber, der AfD-Kreisverbandsvorsitzende in Braunschweig und Mitglied der AfD-Ratsfraktion Braunschweig, ein Mitglied der Tuiskonia ist.
Auch beim im September 2018 gegründeten AfD-nahen „Deutscher Akademikerverband“ (DAV) mischt Weber laut einem Artikel im „Antifa-Infoblatt“ mit: „Für Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist Frank Weber von der „Burschenschaft Tuiskonia Karlsruhe“ verantwortlich, stellvertretender Vorsitzender der AfD-Ratsfraktion der Stadt Braunschweig.“ [4]

Solche Verstrickungen zur sich immer weiter radikalisierenden AfD führen aber nicht zu einer Distanz anderer Studentenverbindungen. Ein Blick in das Programm für das Sommersemester 2019 der Tuiskonia zeigt ihre Integration im korporierten Milieu Karlsruhes. Im Mai 2019 wird eine „Kreuzkneipe“, Trinkveranstaltung, mit der Sängerschaft Markomannen zu Brünn angekündigt und im Juli ebenfalls eine „Kreuzkneipe“ mit der Karlsruher Burschenschaft Arminia.
Zusätzlich ist die Tuiskonia auch noch im „Karlsruher Fechtring“ (KFR), dem Waffenring der schlagenden Verbindungen in Karlsruhe organisiert.

Facebook Screenshot: Burschenschaft Tuiskonia Karlsruhe 2019 Kaeuflein, Albert bei StiftungsfestEs zeugt von mangelnder Distanz, vermutlich auf Grund mangelnden Wissens.

Das der Karslruher Bürgermeister Albert Käuflein (CDU) am 1. Juni 2019 am 142. Stiftungsfest der Tuiskonia der Burschenschaft Tuiskonia teilgenommen hat, ist besonders bedenklich. Es zeugt von mangelnder Distanz, vermutlich auf Grund mangelnden Wissens.

Auch offenbart sich die Notwendigkeit institutionalisierter antifaschistischer Recherche, wie sie das ADIZ zu betreiben versucht.

 

ANMERKUNGEN
[1] Autonome Antifa Freiburg: Tuiskonia Karlsruhe neue DB-Vorsitzende, 04.07.2019, https://autonome-antifa.org/?breve7115
[2] ADIZ: Freiburger Burschenschaft ist neue Vorsitzende des extrem rechten Dachverbands „Deutsche Burschenschaft“, 13.06.2018, http://www.adiz.info/2018/06/13/freiburger-burschenschaft-ist-neue-vorsitzende-des-extrem-rechten-dachverbands-deutsche-burschenschaft/
[3] Andreas Speit: Der Putschplan steht, taz, 13.07.2011, https://taz.de/Erzkonservative-Burschenschaften/!5116460/
[4] Autonomen Antifa Freiburg: Die „Korporierten in der AfD“, Antifa-Infoblatt Nr. 120 / 3.2018 | 02.12.2018, https://www.antifainfoblatt.de/artikel/die-%E2%80%9Ekorporierten-der-afd%E2%80%9C